Das ist kein Prosecco!

Italien warnt britische Verbraucher davor, den Begriff Prosecco für jedes x-beliebige Schaumweinprodukt auf dem britischen Markt zu verwenden.
Die Italiener bestehen – ähnlich wie beim Champagner – darauf, dass der Name ausschließlich für Schaumweine aus zwei ganz bestimmten italienischen Herkunftsgebieten genutzt wird. Darauf soll eine neue Werbekampagne aufmerksam machen, die kurz vor Weihnachten in der Londoner U-Bahn gestartet wurde.

Auf den Plakaten, die an mehr als achtzig Standorten in der Hauptstadt hängen, ist ein Fass einfachen Schaumweins zu sehen – versehen mit einer klaren Botschaft:
„Das ist kein Prosecco. Nennen Sie es nicht Prosecco, wenn es nur ein gewöhnlicher Schaumwein ist.“

Hinter der Kampagne steht das italienische Konsortium Prosecco DOC, das die geschützte Bezeichnung seit Jahren mit Unterstützung der EU verteidigt.
„Wir bestehen darauf, dass der Begriff Prosecco ausschließlich für Schaumweine aus den Regionen Veneto und Friaul-Julisch Venetien verwendet wird,“ erklärt Stefano Zanette, Vorsitzender des Konsortiums.

Das berichtete die Zeitung The Telegraph.

 

prosecco-logo

 

Die Kampagne, die zum Jahresende startet, soll die feste Rolle des Prosecco DOC bei den Feierlichkeiten der am sehnlichsten erwarteten Feiertage hervorheben“, zitiert das britische Blatt weiter den Vorsitzenden.
Sie soll rund 15 Millionen Menschen erreichen.

 

Prosecco gibt es nur eines

Noch bis 2009 durfte jedes Schaumwein aus der gleichnamigen Rebsorte als „Prosecco“ bezeichnet werden. Das Konsortium erklärt, dass es bis heute bereits mehr als 50.000 Webseiten überprüft habe, auf denen der Begriff weiterhin – und falsch – verwendet wird. Seit nunmehr 14 Jahren ist Prosecco jedoch durch EU-Recht als geografische Angabe geschützt.

„Um sich so nennen zu dürfen, muss es ausschließlich in bestimmten Regionen Italiens hergestellt werden“, sagt Zanette.

Der Wein muss laut Regelwerk zudem einen Mindestalkoholgehalt aufweisen und darf nur aus genau festgelegten Rebsorten produziert werden. Diese Anforderungen beschreibt ein elfseitiges Dokument der italienischen Organisation bis ins Detail. 

So wie die Bezeichnung „Champagner“ in der EU streng geschützt ist und ausschließlich für Schaumweine aus der historischen Provinz Champagne verwendet werden darf, genießen in Großbritannien auch Produkte wie Gloucester-Käse oder Jersey Royal-Kartoffeln einen ähnlichen Schutz. Nach Angaben der EU soll diese Politik die Namen spezifischer Erzeugnisse schützen, um deren einzigartige Eigenschaften, den geografischen Ursprung und das traditionelle Herstellungs-Know-how zu bewahren.

 

Wie das Image leidet

Das italienische Konsortium Prosecco DOC verfolgt dabei zwei Ziele: die korrekte Verwendung des Begriffs durch kontinuierliche, organisierte Kontrolle sicherzustellen und gleichzeitig das „echte Prosecco DOC“ in Italien wie auch international zu fördern. Die aktuelle Kampagne in London kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Produzenten versuchen, das Interesse des britischen Marktes nach einem deutlichen Absatzrückgang in den letzten Jahren wiederzubeleben.

2016 wurde in Großbritannien beispielsweise zweieinhalbmal so viel Prosecco getrunken wie in Italien selbst. Der Markt für Schaumweine im Wert von 333 Millionen Pfund (9 Mrd. CZK) wurde zunehmend vom Prosecco-Segment überrollt, das seinerseits 600 Millionen Pfund (16,3 Mrd. CZK) wert war. Doch 2019 sanken die Verkäufe aller Schaumweine, einschließlich Prosecco, um 5 Prozent – ein Rückgang, der den Markt laut der Wine and Spirit Trade Association rund 100 Millionen Pfund (2,7 Mrd. CZK) kostete.

„Nach Jahren stetig steigender Beliebtheit ist der Trend zum Stillstand gekommen“, sagt Martin Jones von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft UHY Hacker Young. Prosecco sei sehr schnell von exklusiven Bars in die Kühlschränke vieler gewöhnlicher Briten gewandert. „Bei einem Getränk, dessen Image auf Luxus basiert, kann zu viel Verfügbarkeit dem Ruf schaden“, erklärt Jones.

Der größte Importeur von Prosecco sind inzwischen die USA, schließt das britische Blatt.